Inhaltsverzeichnis
Zur Orientierung:
- Abschnitt 1: Psychotherapeutische Behandlungen und Kostenübernahme in der PKV.
- Abschnitt 2: Aufnahme PKV bei psychotherapeutischer Behandlung in Vorgeschichte
Das Wichtigste auf einen Blick
- Der Zugang zur PKV trotz Psychotherapie ist möglich, entscheidend ist der zeitliche Abstand zur Behandlung und die Anzahl der Sitzungen.
- Gesundheitsfragen variieren stark: Manche Versicherer fragen nur 5 Jahre zurück, andere 10 Jahre.
- Risikozuschläge liegen zwischen 10 und 50 Prozent je nach Diagnose und Verlauf; für Beamte gilt in der Öffnungsaktion eine Obergrenze von 30 Prozent
- Verschweigen ist keine Option: §19 VVG droht mit Vertragsrückabwicklung und Leistungsverweigerung
- Als Versicherter profitieren Sie von umfassenden Leistungen: von 100% Kostenübernahme bis zu 20 oder 50 Sitzungen pro Jahr bis hin zur kompletten Leistungsübernahme unabhängig von der Sitzungsanzahl sind üblich
- Klare PKV-Vorteile: Keine monatelangen Wartezeiten, freie Therapeutenwahl auch ohne Kassenzulassung
- Die anonyme Risikovoranfrage schützt Sie vor einem Ablehnungsvermerk in Ihrer Versicherungsakte
Wann übernimmt die PKV die Psychotherapie?
Die private Krankenversicherung übernimmt Psychotherapie, wenn medizinische Notwendigkeit besteht. Anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung hängt der Leistungsumfang jedoch stark von Ihrem gewählten Tarif ab. Prüfen Sie daher bereits vor Therapiebeginn Ihre Versicherungsbedingungen.
Welche Therapeuten werden bezahlt? Die PKV erstattet Behandlungen durch approbierte psychologische Psychotherapeuten, ärztliche Psychotherapeuten sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Ein entscheidender Vorteil: Sie können auch Therapeuten ohne Kassenzulassung aufsuchen, damit ist Ihre Auswahl deutlich größer als in der GKV. Einige Tarife übernehmen sogar Heilpraktiker für Psychotherapie, dies sollten Sie vorab klären.

Therapieformen und Sitzungsanzahl
Die PKV übernimmt in der Regel die vier wissenschaftlich anerkannten Richtlinienverfahren:
- Kognitive Verhaltenstherapie (Erlernen neuer Denk- und Verhaltensmuster)
- Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (Bearbeitung zentraler Konflikte)
- Analytische Psychotherapie (Aufarbeitung unbewusster Konflikte)
- Systemische Therapie (Einbezug des sozialen Umfelds)
Je nach Tarif werden auch weitere Verfahren erstattet. Gruppentherapie ist günstiger als Einzeltherapie, wird aber seltener nachgefragt. Stationäre Behandlungen in psychosomatischen Kliniken übernimmt die PKV meist vollständig.
Ein modernes Thema: Online-Therapie und Videosprechstunden. Die meisten PKV-Tarife erstatten inzwischen auch digitale Behandlungsformate, sofern der Therapeut den Facharztstandard erfüllt.
Wie viele Sitzungen zahlt die Versicherung? Üblich sind 20 bis 50 Sitzungen pro Jahr, abhängig vom Tarif. Manche Premiumtarife kennen keine Obergrenze. Probatorische Sitzungen (die ersten 2 bis 4 Kennenlerntermine) werden fast immer übernommen. Bei Bedarf können Sie Verlängerungsanträge stellen.
Besonderheiten für Beamte: Beihilfe und Psychotherapie
Beamte und ihre Angehörigen erhalten Beihilfe vom Dienstherrn. Diese übernimmt standardmäßig 5 probatorische Sitzungen ohne Vorabgenehmigung. Für die weitere Behandlung ist ein Gutachterverfahren zwingend erforderlich – Ihr Therapeut erstellt einen anonymisierten Bericht, den ein unabhängiger Gutachter prüft.
Die Kostenaufteilung zwischen Beihilfe und Ihrer privaten Restkostenversicherung erfolgt nach dem Beihilfesatz (meist 50 bis 70 Prozent für Beamte). Den Rest übernimmt Ihre PKV. Gerne unterstützen wir Sie dabei, diesen Prozess reibungslos zu koordinieren.

Kosten und Abrechnung: Was erwartet Sie?
Eine psychotherapeutische Einzelsitzung (50 Minuten) kostet zwischen 100 und 180 Euro. Die genaue Höhe hängt vom Steigerungssatz ab, den der Therapeut ansetzt. Ärztliche Psychotherapeuten rechnen nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) ab, psychologische Psychotherapeuten nach der Gebührenordnung für Psychotherapeuten (GOP).
Vorkasse oder Direktabrechnung? In den meisten Fällen zahlen Sie zunächst selbst und reichen die Rechnung bei Ihrer Versicherung ein. Die Erstattung erfolgt dann innerhalb von 2 bis 4 Wochen. Alternativ können Sie eine Abtretungserklärung ausstellen – der Therapeut rechnet dann direkt mit Ihrer PKV ab. Besprechen Sie dies am besten beim Erstgespräch.
PKV vs. GKV: Die wichtigsten Unterschiede
| Aspekt | PKV | GKV |
| Wartezeit | Oft wenige Wochen | Häufig mehrere Monate |
| Therapeutenwahl | Frei, auch ohne Kassenzulassung | Nur mit Kassenzulassung |
| Psychotherapeutische Sprechstunde | Nicht erforderlich | Pflicht seit 2017 |
| Sitzungskontingent | 20-50+ je nach Tarif | Begrenzt, budgetiert |
| Therapieverfahren | Oft mehr als 4 Verfahren | Nur 4 Richtlinienverfahren |
| Online-Therapie | Meist inkludiert | Eingeschränkt verfügbar |
Der zentrale Vorteil der PKV liegt in der schnellen Verfügbarkeit und der therapeutischen Freiheit. Sie warten nicht monatelang auf einen Termin und können den Therapeuten wählen, der fachlich am besten zu Ihnen passt.

Zugang zur PKV trotz Psychotherapie?
Jeder PKV-Antrag beinhaltet eine Gesundheitsprüfung. §19 VVG verpflichtet Sie zur vollständigen und wahrheitsgemäßen Beantwortung aller Gesundheitsfragen. Verschweigen oder Beschönigen führt zu erheblichen rechtlichen Konsequenzen.
Was zählt als Psychotherapie? Nach dem Psychotherapeutengesetz (PsychThG) handelt es sich um „jede mittels wissenschaftlich anerkannter Verfahren vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Störungen mit Krankheitswert“. Auch eine probatorische Sitzung ist anzugeben. Sobald eine Diagnose gestellt wurde und regelmäßige therapeutische Sitzungen stattfanden, müssen Sie dies angeben, sofern die Behandlung im abgefragten Zeitraum liegt.
Sollten bei einer Prüfung Ihrer Krankenakte später Unstimmigkeiten auffallen, bspw. eine verschwiegene Therapie, kann dies ernste Folgen haben: Leistungsausschlüsse, Rechnungen müssen selbst getragen werden, bis hin zur Kündigung.
Zeiträume der Gesundheitsfragen: Großer Versicherer-Vergleich
Die Versicherer fragen unterschiedlich weit in die Vergangenheit zurück. Hier die wichtigsten auf einen Blick:
| Versicherer | Abfragezeitraum |
| Münchener Verein | 5 Jahre |
| Allianz | 5 Jahre |
| Continentale | 5 Jahre |
| DKV | 5 Jahre |
| Hanse Merkur | 5 Jahre |
| AXA | 8 Jahre (ActiveMe), alle anderen Tarife 5 Jahre |
| Inter | 10 Jahre |
| Signal Iduna | 10 Jahre |
| Union /BBKK | 10 Jahre |
| R+V | 10 Jahre |
| ARAG | 10 Jahre |
| Barmenia | 10 Jahre |
| Universa | 10 Jahre |
| SdK | 10 Jahre |
| Debeka | UNBEGRENZT |
Tipp: Stellen Sie eine anonyme Risikovoranfrage, dadurch erfolgt die Abfrage anonym aber verbindlich.
Risikozuschläge: Wie hoch fallen sie aus?
Die Höhe des Zuschlags hängt von Diagnose, Behandlungsdauer und Krankheitsverlauf ab.
| Situation/Diagnose | Üblicher Zuschlag | Hinweise |
| Leichte Anpassungsstörung (abgeschlossen) | 10-20% | Beste Chancen bei mehrjähriger Beschwerdefreiheit und ohne Medikamenteneinnahme und geringer Anzahl der Sitzungen |
| Einmalige Depression (leicht, abgeschlossen) | 20-30% | Abschlussbericht des Therapeuten wichtig. Abhängig von der Anzahl der Sitzungen und evtl. Medikamenteneinnahme |
| Depression mit Rückfällen | Ablehnung | Chronische Verläufe schwierig |
| Burnout (abgeschlossen, mehrjährig stabil) | 25-40% bis zur Ablehnung | Abschlussbericht des Therapeuten wichtig. Abhängig von der Anzahl der Sitzungen und evtl. Medikamenteneinnahme |
| Angststörung (abgeschlossen) | 30-50% bis zur Ablehung | Ausführlicher Gesundheitsnachweis erforderlich |
| Laufende Therapie oder Medikation | Ablehnung | Erst nach Abschluss Antrag stellen |
Ein Zuschlag bedeutet: Ihr Beitrag erhöht sich dauerhaft um den entsprechenden Prozentsatz. Dafür sind Sie aber vollständig versichert – auch für zukünftige psychische Behandlungen. Nach einigen Jahren Beschwerdefreiheit können Sie eine Überprüfung des Zuschlags beantragen. Manche Versicherer streichen ihn dann komplett.

Bei Ablehnung: Welche Optionen bleiben?
Eine Ablehnung bei einem Versicherer bedeutet nicht das Ende. Andere Gesellschaften bewerten Ihr Risiko möglicherweise anders. Stellen Sie anonyme Voranfragen bei mehreren Anbietern.
Sie können auch einen Risikozuschlag akzeptieren statt eines Leistungsausschlusses. Der Zuschlag verteuert zwar Ihren Beitrag, bietet aber vollständigen Schutz bei künftigen psychischen Erkrankungen. Ein Ausschluss hingegen bedeutet: Sie zahlen alle Therapiekosten selbst.
Als letzte Option bleibt der Basistarif. Hier besteht Aufnahmepflicht – auch mit Vorerkrankungen. Allerdings sind die Leistungen auf GKV-Niveau begrenzt und die Beiträge hoch (rund 900 Euro monatlich inklusive Pflegeversicherung). Nur eine Notlösung.
Eine weitere Alternative: Bleiben Sie in der GKV und schließen eine Zusatzversicherung ab. Diese deckt oft Extras wie Chefarztbehandlung oder Einzelzimmer. Auch hier ist eine Gesundheitsprüfung erforderlich.
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Seit über 10 Jahren berate ich Kunden rund um das Thema Krankenversicherung: GKV vs. PKV, Tarifwahl, Tarifoptimierung sowie Sondersituationen (wie Ablehnungen, Risikozuschläge etc.). Mehr als 3800 Kunden wurden bereits von der PKV-Welt betreut. Regelmäßig stehe ich als Experte für Fachvorträge und Interviews zur Verfügung, u.a. für Zeitschriften wie „Fonds Online“, „DasInvestment“, „Wirtschaftsforum“ oder „AssCompact“. Bei Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.