Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Wichtigste auf einen Blick
- 2 Was ist ein Leistungsausschluss in der PKV?
- 3 Wann kommt ein Leistungsausschluss zur Anwendung?
- 4 Wann ein Leistungsausschluss tragbar ist – und wann nicht
- 5 Leistungsausschluss aufheben – so geht’s
- 6 Risikozuschlag vs. Leistungsausschluss – die Schicksalsfrage
- 7 Expertentipps aus der Praxis – was wirklich funktioniert
- 8 Fazit – Ihr Weg zum optimalen Versicherungsschutz
- 9 FAQ
Das Wichtigste auf einen Blick
- Leistungsausschluss bedeutet einen Verzicht auf Versicherungsschutz für bestimmte Vorerkrankungen bzw. Behandlungen.
- Es ist eine Alternative zum Risikozuschlag bei nicht kalkulierbaren Gesundheitsrisiken
- Häufiger bei Zusatzversicherungen als bei der Vollversicherung angewendet
- Aufhebung möglich nach beschwerdefreier Zeit (meist 3-5 Jahre) bzw. einem ärztlichen Attest
- Tragbarkeit prüfen – nicht jeder Ausschluss ist empfehlenswert und kann später mit hohen Kosten für gesundheitliche Leistungen einhergeben.
Was ist ein Leistungsausschluss in der PKV?
Ein Leistungsausschluss bedeutet, dass bestimmte Behandlungen oder Krankheitsbereiche vom Versicherungsschutz ausgenommen werden. Anders als bei einem Risikozuschlag zahlen Sie nicht mehr Beitrag, sondern erhalten im Gegenzug keinen Versicherungsschutz für die ausgeschlossenen Bereiche.
Die rechtliche Grundlage findet sich im Versicherungsvertragsgesetz (VVG). Private Krankenversicherer dürfen individuelle Leistungsausschlüsse vereinbaren, wenn das Risiko einer Vorerkrankung nicht durch einen angemessenen Risikozuschlag abgedeckt werden kann.
Stimmt der Versicherte zu, werden diese Leistungen nicht vom Versicherer getragen und müssen vom Versicherten finanziert werden. Daher muss diese Entscheidung gut abgewogen werden. Ein Leistungsausschluss unterscheidet sich von allgemeinen Vertragsausschlüssen. Während letztere für alle Versicherten gelten (wie kosmetische Behandlungen), sind Leistungsausschlüsse individuell auf Ihre Gesundheitssituation zugeschnitten.

Wann kommt ein Leistungsausschluss zur Anwendung?
Bei der Antragstellung bzw. der anonymen Risikovoranfrage prüft der Krankenversicherer Ihren Gesundheitszustand anhand detaillierter Fragen. Diese Gesundheitsprüfung blickt meist 3-10 Jahre in die Vergangenheit zurück. Stellen die Versicherungsexperten fest, dass eine Vorerkrankung ein erhöhtes Kostenrisiko darstellt, haben sie diese Optionen:
- Normaler Vertragsabschluss (bei geringfügigen Beschwerden)
- Risikozuschlag (bei kalkulierbaren Mehrkosten)
- Leistungsausschluss (bei nicht kalkulierbaren Risiken)
- Ablehnung (bei schweren Erkrankungen)
Versicherer greifen bevorzugt auf Leistungsausschlüsse zurück, wenn bestimmte Vorerkrankungen mit einem verringerten Risiko für künftige Behandlungen einhergehen.
Manche Körperregionen sind wahre „Sorgenkinder“ der Versicherer. Allen voran die Wirbelsäule – kaum ein Körperteil bereitet so unvorhersagbare Kosten wie der Rücken. Ein harmloser Bandscheibenvorfall heute kann morgen eine teure Operation bedeuten oder jahrelang symptomfrei bleiben. In diesem Fall ist mit einem Risikozuschlag zu rechnen und nicht mit einem Leistungsausschluss.
Psychische Erkrankungen stehen ebenfalls hoch im Kurs für Ablehnungen des Versicherungsschutzes. Wer kann schon vorhersagen, ob eine überwundene Depression wiederkehrt?
Für Allergien, Fehlsichtigkeit oder fehlende Zähnen werden in der Praxis oft Leistungsausschlüsse vereinbart.
Bei Herz-Kreislauf-Problemen nach einem Infarkt zeigen sich Versicherer verständlicherweise nervös. Zu hoch ist das Risiko teurer Folgebehandlungen.
Wann ein Leistungsausschluss tragbar ist – und wann nicht
Die Entscheidung für oder gegen einen Leistungsausschluss sollte wohlüberlegt sein. Nicht jeder Ausschluss ist empfehlenswert. Um Ihnen zu verdeutlichen, wann es eine Option darstellt und wann nicht, folgen nun einige Beispiele.
Möglicherweise tragbare Szenarien
- Ausschluss von Kinderwunsch-Behandlungen: Sie haben aktuell keinen Kinderwunsch – und schließen diesen auch langfristig aus.
- Ausschluss von Sehhilfe: Sie und Ihre Familie haben keine Sehprobleme, und Sie nutzen keine Brille oder Kontaktlinsen.
- Zahnersatz bei guter familiärer Zahngesundheit: Ihre Zähne sind gesund, Sie hatten nie größere Eingriffe, und auch in Ihrer Familie sind Zahnprobleme selten.
Entscheidungshilfen – diese Kriterien sollten Sie prüfen
Ob ein Leistungsausschluss vertretbar ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Ein zentrales Kriterium ist die finanzielle Tragbarkeit: Können Sie die zu erwartenden Behandlungskosten im Ernstfall selbst übernehmen? Als grobe Orientierung gilt: Wenn die jährlichen Ausgaben dauerhaft über 5.000 Euro liegen könnten, wird es wirtschaftlich riskant.
Ebenso wichtig ist die Prognose der Erkrankung. Handelt es sich um eine stabile oder bereits ausgeheilte Diagnose, kann ein Ausschluss vertretbar sein. Bei progressiven Erkrankungen hingegen – also solchen mit fortschreitendem Verlauf – sollte besondere Vorsicht geboten sein. Hier drohen im Laufe der Zeit steigende Kosten und verschlechterte Behandlungschancen.
Ein weiteres Kriterium ist die Verfügbarkeit alternativer Behandlungsoptionen. Gibt es gut zugängliche und kostengünstige Alternativen, lässt sich ein Ausschluss leichter verschmerzen. Bei seltenen oder spezialisierten Therapien hingegen, die nur in bestimmten Zentren verfügbar sind, kann die Eigenverantwortung schnell zur Belastung werden.
Nicht zuletzt lohnt sich ein Blick auf die Chance zur späteren Aufhebung des Ausschlusses. Einige Versicherer sind bereit, einen Ausschluss zu revidieren – insbesondere dann, wenn die betroffene Erkrankung nachweislich vollständig ausgeheilt ist. Eine schriftliche Zusage zur Überprüfung nach X Jahren kann hier Planungssicherheit schaffen.

Leistungsausschluss aufheben – so geht’s
Die gute Nachricht: Ein Leistungsausschluss ist nicht für die Ewigkeit. Wenn sich Ihr Gesundheitszustand verbessert hat, können Sie eine Aufhebung beantragen. Voraussetzung dafür sind:
- Beschwerdefreie Zeit: Die meisten Versicherer verlangen eine behandlungsfreie Phase von mindestens drei Jahren.
- Ärztliches Attest: Sie benötigen eine aktuelle ärztliche Bescheinigung, die bestätigt, dass keine Beschwerden mehr vorliegen und auch nicht zu erwarten sind.
- Vollständige Dokumentation: Sammeln Sie alle Behandlungsunterlagen, die belegen, dass die Erkrankung ausgeheilt ist.
Lesen Sie dazu auch diese Praxistipps:
Risikozuschlag vs. Leistungsausschluss – die Schicksalsfrage
Ein Risikozuschlag funktioniert wie eine Versicherung für die Versicherung. Sie zahlen mehr, sind aber rundum geschützt. Diese Option sollten Sie wählen, wenn der Zuschlag verhältnismäßig ist.
Bei monatlichen Mehrkosten unter 100 Euro ist der Risikozuschlag meist die klügere Wahl. Rechnen Sie hoch: 100 Euro monatlich entsprechen 1200 Euro jährlich oder 36.000 Euro über 30 Jahre. Viele Behandlungen kosten deutlich mehr.
Besonders wichtig wird der Risikozuschlag bei Erkrankungen mit unvorhersagbarem Verlauf. Multiple Sklerose oder rheumatoide Arthritis können mild verlaufen oder schwere Behinderungen verursachen. Hier ist vollständiger Schutz unbezahlbar.
Ihre finanziellen Möglichkeiten spielen ebenfalls eine Rolle. Können Sie nicht mehrere tausend Euro für medizinische Notfälle zurücklegen, wählen Sie den Risikozuschlag. Besser eine höhere monatliche Belastung als eine existenzbedrohende Kostenexplosion.
Ein Leistungsausschluss kann die elegantere Lösung sein – allerdings nur unter bestimmten Bedingungen.
- Bei überschaubaren Risiken ist er oft die wirtschaftlichere Wahl. Wenn die Erkrankung gut kontrollierbar ist und die Behandlungskosten kalkulierbar bleiben, kann ein Ausschluss durchaus sinnvoll sein.

Expertentipps aus der Praxis – was wirklich funktioniert
In unserer Laufbahn haben wir unzählige Fälle begleitet. Diese Insider-Tipps können den entscheidenden Unterschied machen:
Fazit – Ihr Weg zum optimalen Versicherungsschutz
Ein Leistungsausschluss ist weder Teufelswerk noch Allheilmittel. Er ist ein Werkzeug, das richtig eingesetzt Türen öffnen kann. Die Kunst liegt darin, zu erkennen, wann dieses Werkzeug passt und wann nicht.
Denken Sie langfristig. Was heute als akzeptable Einschränkung erscheint, kann sich morgen als schwerer Fehler erweisen. Bewerten Sie nicht nur die aktuelle Situation, sondern auch mögliche Zukunftsszenarien.
Bleiben Sie flexibel. Kein Vertrag ist in Stein gemeißelt. Nutzen Sie Aufhebungsmöglichkeiten und überprüfen Sie regelmäßig Ihre Optionen.
Holen Sie sich Expertise. Bei wichtigen Entscheidungen wie dieser sollten Sie nicht allein stehen. Professionelle Beratung kann Ihnen Jahre des Ärgers und tausende Euro ersparen.
FAQ
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